Mahlzeit!
Mein Nachbar Peter Silie meinte neulich, als wir uns auf Balkonien eine Tasse
Kukident teilten, dass ich unbedingt meine Memoiren verfassen sollte. Ich hätte
immer so viele Altigkeiten zu erzählen und mit seinem neuen Hörgerät made in
China könne er zum Beispiel kein R hören und das würde ihn arg irritieren. Ganz
zu schweigen von seiner Vergesslichkeit, die irgendwann schlimmer wurde, wann
dies geschah, daran kann er sich nicht mehr erinnern.
Jedenfalls würde er ein gutes Wort bei seinem Bruder für mich einlegen, falls
ich meine Lebensgeschichte als Buch zu veröffentlichen beabsichtigte. Sein
Bruder verlegt Bücher. Machmal findet er sie auch wieder. Er nennt einen
kleinen Verlag sein Eigen, in Alzheim in der Pfalz…an mehr kann er sich aber
nicht erinnern.
Nun, fangen wir ganz am Anfang an…meine Mutter Mary war Fotogräfin und sehr
bekannt für ihre Brustbilder mit Kopf, die sie stets mit einem
Breitwinkelobjektiv aufnahm, da sie ein großes Alkoholproblem hatte. Sie war
eigentlich immer dicht.
Mein Vater war Dichter.
Jehova, sein Name…ich wurde also von Jehova gezeugt.
Zu seinen bekannten Werken zählten „Die Käseglocke“, „Ode an den Odenwald“ und
„Fuchs du hat sie ganz gestohlen, gib die Hälfte wieder her“.
Ich war der Stolz meiner Eltern! Bereits im zarten Alter eines Schaltjahres
konnte ich stehen, wenn man mich an eine Hauswand lehnte und mit zwei
Bücherstützen links und rechts fixierte.
Mit 2 Jahren konnte ich fehlerfrei „Mah na Mah na“ singen. Sie nannten mich
damals die dürre Stiefschwester des unehelichen Neffen des verlorenen Sohnes
des Onkels vom Großvater von Bata Illic.
Mit 3 Jahren besuchte ich den Kindergarten.
Als ich 4 wurde lud ich ihn zu einem Gegenbesuch ein. Er befand sich allerdings
auf der Reise nach Jerusalem, ohne Sitzplatzreservierung ist die Ankunft
ungewiss.
Mit 5 Jahren freute ich mich auf die bevorstehende Schulzeit. Vorfreude ist
bekanntlich die schönste Freude.
Mit 6 Jahren drehte ich mir die erste Schultüte und besuchte die Grundschule,
obwohl mir der eigentliche Grund damals nicht wirklich klar war. Ich eignete
mir dennoch Grundwissen an und dies war dann Grund genug nach 4 Jahren die
Schule zu wechseln. Man gab mir ein Gymnasium raus.
Im Alter von 7 schloss ich mich den Pfadfindern an. Jeden Tag eine gute Tag tat
gut.
Mit 8 hatte ich mein Soll an guten Taten bis zu einer Lebenserwartung von 123
erfüllt und verlies daher den Pfad der Finder.
Mit 9 durfte ich bis 9 Uhr abends aufbleiben. Am Wochenende auch mal bis 21
Uhr.
Mit 10 bekam ich 10 Deutsche Mark als Taschengeld.
Mit 11 war die Tasche voll und ich kaufte einen Koffer.
Mit 12 schnitt ich mir beim Abschlecken eines Nutellamessers in die Zunge.
Seither spreche ich mit gespaltener Zunge.
Mit 13 hatte ich ein Jahr Pech.
Mit 14 ließ ich mir vom Friseur Pechsträhnen färben. Glück hatte ich auch
weiterhin nicht, dafür aber die Haare schön.
Mit 15 hatte ich richtig Bock auf Jungs, aber Jungs keinen Bock auf mich. Ich
kaufte mir daher eine Bockwurst.
Mit 16 verließen meine Klassenkameraden nach der letzten Schulstunde vor den
Sommerferien das Klassenzimmer. Ich aber blieb sitzen.
Mit 17 schlief ich immer im Unterricht ein und konnte mich so in die nächste
Jahrgangsstufe hochschlafen.
Im zarten Alter von 18 entdeckte ich, wie einst mein Vater, die Dichtkunst für
mich. Ich erkannte, dass sechs Bier dicht machen und die Kneipe um die Ecke um
halb vier.
In diversen Tanzkneipen holte ich mir einen Korb nach dem anderen ab. Der
Grundstein für ein Korbwarengeschäft war gelegt. Durch einen glücklichen Zufall
kaufte mir die Basketballnationalmannschaft aus dem Baskenland alle Körbe auf
einmal ab, da sie noch ein paar dieser werfen wollten.
Den frisch erworbenen Reichtum steckte ich in die Aktien einer mongolischen
Hühnerfarm, die sich darauf spezialisiert hatte halbe Hendl zu züchten. Nachdem
die halben Hühner allerdings nicht in der Lage waren Mongoleier zu legen,
drehte der Haupteigner alsbald den Geldhahn zu. Die Farm holte sich der
Pleitegeier.
So genug in Erinnerungen gebadet, das Wasser ist schon längst kalt und die Badeente
schon ganz gelb angelaufen…
Gleich kommt „Astro TV“ und vielleicht spürt das Medium den Erzengel Urinella
mit seinem gelben Strahl. Der Rest steht im Stern oder man schaut in den
Spiegel. Das Bild der Frau ist jedenfalls echte Yellow Press wobei wir dann
wieder beim gelben Strahl wären. Der Kreis schließt sich eben immer.
Gute Nacht.
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